Ein Praktikumsbericht: Parlamentarischer Alltag hautnah

Ich bin Joanna und studiere Politik und Recht – in der Theorie also bestens über Staatsorganisation und politische Strukturen und Prozesse informiert, doch wie sieht der politische Alltag in der Praxis tatsächlich aus? Vor meinem Praktikum bei Ulle hatte ich wenig konkrete und nur vage Vorstellungen, wie sich die Arbeit einer Abgeordneten gestalten würde und war dementsprechend neugierig, zwei Monate den parlamentarischen Alltag hautnah miterleben zu können.

Mein Praktikum startete mit einer Sitzungswoche nach der Sommerpause und ich war direkt mittendrin. Im Büro wurde ich kurz von allen begrüßt und vorgestellt: Eva-Maria, Christina und Kristina, Judith und natürlich Ulle. Da die erste Sitzungswoche mit der sogenannten Haushaltswoche zusammenfiel, war der übliche Ablauf etwas verschoben, sodass es kurz nach der Begrüßungsrunde direkt weiter zu den interfraktionellen Arbeitsgruppen, den Arbeitsgemeinschaften (AGs) und Arbeitskreisen (AKs), ging, welche jeweils nach Themenschwerpunkten aufgeteilt sind. Am Anfang einer Sitzungswoche treffen sich üblicherweise die kleineren Gremien wie AGs, AKs und Mitarbeiter*innenrunden, während es im Verlauf der Woche zu den Treffen der nächst höheren Ebenen kommt: der Dienstagnachmittag ist den Fraktionssitzungen vorenthalten, mittwochs tagen die Ausschüsse. Der Donnerstag und Freitag stehen ganz im Zeichen des Plenums, wo final über Anträge und Gesetzesentwürfe beraten wird. Durch diesen Lauf durch die verschiedenen Gremien kann ein Informationsfluss von unten nach oben sichergestellt werden.

Von Anfang an durfte ich fast überall mitkommen. Natürlich hatte ich mir im Vorhinein zwar erhofft, dass ich bei einigen Terminen oder Sitzungen dabei sein durfte, dass ich aber fast überall wie selbstverständlich mitgenommen und auch integriert wurde, hat mich stark beeindruckt. So konnte ich Ulle und ihre Mitarbeiterinnen nicht nur zu interfraktionellen Sitzungen und Treffen begleiten, sondern auch zu Fachgesprächen, Fernsehinterviews und Veranstaltungen. In meinem ersten Monat fanden allein drei Sitzungswochen statt, sodass ich unglaublich viel an Abläufen, Wissen und Eindrücken der Parlamentsarbeit nicht nur kennenlernen, sondern auch verinnerlichen und verstehen konnte. In den sitzungsfreien Wochen fährt Ulle, genau wie jede*r Abgeordnete des Bundestags, zurück in ihren Wahlkreis und erledigt die dort anstehenden Aufgaben und Termine. Im Berliner Büro werden in der Zeit die Sitzungswochen sowie anstehende Veranstaltungen vor- und nachbereitet und koordiniert. Meine Aufgaben waren hier das Vorbereiten von Fachgesprächen, bei denen ich dann anschließend auch selbst dabei sein durfte, intensive Recherche zu verschiedenen Themen aus dem kultur- und frauenpolitischen Bereich und Vorbereitung sowie Planung von Veranstaltungen. Ich war glücklich, dass ich nach ein paar Wochen Eingewöhnungszeit das Gefühl hatte, Ulle und ihren Mitarbeiterinnen tatsächlich in ihrer Arbeit behilflich sein zu können. Besonderes Highlight war für mich die Bundesfrauenkonferenz (Link?) in Hannover, bei der ich vor Ort mit dabei sein und Ulles Workshop mit vorbereiten sowie eine Veranstaltung zu Migration und Gleichberechtigung, den Green Ladies Lunch in der Heinrich-Böll-Stiftung oder den Netzpolitischen Kongress (link?) begleiten durfte.

Beeindruckt und überrascht haben mich die hohe Intensität und Taktung des Büroalltags der Abgeordneten und Mitarbeiter*innen, vor allem in den Sitzungswochen. Ulles Terminkalender ist prall gefüllt, zumal sie mit zwei Ämtern als frauenpolitische und kulturpolitische Sprecherin der Fraktion auch inhaltlich doppelt aufgestellt ist. Sie muss viele, ganz unterschiedliche Termine unter einen Hut bringen, die sich nicht selten überschneiden und dabei stets Konzentration und Ruhe bewahren. Die Zusammenarbeit innerhalb des Büros muss wie ein Uhrwerk funktionieren, jedes Zahnrad muss in das andere greifen, sonst hakt es.

In meinen zwei Monaten habe ich unglaublich viel an Wissen und Input mitbekommen. Die vielen kleinen und großen Momente, für die vielen neuen, interessanten und aufschlussreichen Erfahrungen bin ich euch sehr dankbar.

Tolle Frauen – wunderbare Menschen, vielen Dank euch allen!