Fachgespräch mit Ulle Schauws, MdB, zur Zukunft der Pflege bei der Caritas Krefeld

Wie lässt sich Pflege solidarisch, menschlich, bezahlbar gestalten?

Über die Zukunft der Pflege diskutierten auf meine Initiative führende Expert*innen in einem Fachgespräch in den Räumen der Caritas im Hansa-Haus. Mit dabei waren Geschäftsführer von Krefelder und Moerser Pflegeeinrichtungen wie etwa Jochen Hochkamer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und Thorsten Krüger von der Grafschafter Diakonie sowie der Leiter des Fachbereichs Soziales, Senioren, Wohnen der Stadt Krefeld, Wolfram Gottschalk, und der Abteilungsleiter Pflege, Alter, demographische Entwicklung im NRW-Gesundheitsministerium, Gerhard Hermann.

Hausherr Hans-Georg Liegener, Vorstand der Caritas, freute sich, dass ich zu diesem Fachgespräch meine Kollegin Kordula Schulz-Asche mitgebracht hatte. Kordula, die pflege- und altenpolitische Sprecherin unserer Fraktion, betonte, sie sei „auf einer Tour des Zuhörens“, um die Probleme aus der Praxis wahrnehmen und strukturelle Vorschläge mit nach Berlin nehmen zu können. Die Fachleute nutzten intensiv die rund zwei Stunden zum Austausch. Die Diskussion über die Zukunft der Pflege, so waren sich die Teilnehmenden einig, ist vielschichtig und rührt an zahlreichen Stellen an ganz existenziellen Fragen Punkten.

Die Zunahme pflegebedürftiger Menschen bei gleichzeitiger Abnahme von Pflegekräften (demographischer Wandel) bereitet den Fachleuten schon lange Sorge. Hier könnte Abhilfe geschaffen werden, wenn sich die Rahmenbedingungen für die in der Pflege Tätigen durch mehr Personal und Tarifbezahlung für alle verbessern. Die Vereinfachung des Zugangs zum Arbeitsmarkt für zugewanderte Fachkräfte sowie mehr Spielraum für den Einsatz von nicht ausgebildeten Pflegekräften gehören ebenso dazu.

Als besonders problematisch sprachen gleich mehrere Diskutant*innen die bürokratischen Anforderungen an, die den Pflegekräften von verschiedenen Seiten auferlegt werden und ihnen viel Zeit und Energie für die eigentliche Pflege rauben. Hier könnten gesetzliche Änderungen im Wohn- und Teilhabegesetz Verbesserungen bringen. Caritasheime-Geschäftsführer Delk Bagusat warb dafür, sich von einer Misstrauenskultur der Pflege gegenüber zu verabschieden und stärker die Lebensqualität der pflegebedürftigen Menschen in den Blick zu nehmen. Finanzielle Erleichterungen würden etwa durch die Einbeziehung weiterer Einkommensarten in die Pflegeversicherung erreicht werden können.

Caritas-Vorstand Hans-Georg Liegener forderte, die Chancen der Digitalisierung nicht nur im Bereich von Industrie und Verwaltung sondern auch im sozialen Bereich zu fördern und mit Mitteln zu unterstützen.

Neue Modelle, etwa die Schaffung von Netzwerken im Zuge der Quartiersentwicklung, müssten aus dem Projektstatus heraus in die Normalität entwickelt werden, so eine der Forderungen. Denn „wir werden es uns nicht leisten können und wollen, dass alle alten Menschen in Heimen rundumversorgt werden. Ambulante und ehrenamtliche Strukturen gehören zwingend dazu, wenn die Pflege demnächst wirklich menschlich, solidarisch und bezahlbar sein soll“, resümierte Kordula am Ende, und ich sehe das genau so. Eine Fortführung des Gesprächs ist geplant.