KULTUR TOUR: KULTUR KOMMT. Die Zukunft der Vergangenheit – Erinnern und Aufarbeiten reloaded

Einen passenderen Veranstaltungsort hätte die Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws für die Auftaktveranstaltung ihrer Kulturtour unter dem Motto „KULTUR KOMMT. Die Zukunft der Vergangenheit – Erinnern und Aufarbeiten reloaded“  kaum wählen können. Im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen empfing sie zur Diskussion um Erinnerungskultur Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung sowie stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen und Roland Jahn, den Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU).

Solinmgen Podium 1

Wie eine kritische Auseinandersetzung mit der DDR-Diktatur stattfinden kann, ohne die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren, versuchten die beiden Politiker*innen und Roland Jahn zu klären. Aus seiner persönlichen Geschichte hat Roland Jahn gelernt: „Man muss die Stasi-Mitarbeit der vielen IMs sehr differenziert betrachten und nicht alle über einen Kamm scheren. “

Sylvia Löhrmann zog das Fazit: „Die Transparenz staatlichen Handelns und das Begreifen, wie Diktatur funktioniert, ist unbedingt erforderlich, um die Demokratie zu sichern.“

Ulle Schauws schlug den Bogen zur aktuellen Situation. Die Demokratiefeindlichkeit sei bis in die Mitte der Gesellschaft gerückt, sagte sie. Das werde nicht nur durch die Pegida-Demonstrationen, sondern auch in vielen Äußerungen nach den Ereignissen in Köln zu Silvester deutlich, wenn vorschnell nach Maßnahmen gerufen werde, die mit einer demokratischen Grundordnung nichts zu tun haben, weil sie Menschenrechte verletzen.

Die Aufarbeitung sowohl der der NS- als auch der DDR-Diktatur ist daher auch für die jüngeren Generationen wichtig und stehe deshalb zu Recht im Fokus an den Schulen, so die Schulministerin Löhrmann. Die Auseinandersetzung mit der DDR-Diktatur gehöre aber auch in die Curricula. Roland Jahn wies auf den Ansatz seiner Behörde hin, Jugendliche im direkten Umgang mit den Quellen dazu zu bringen, sich auch mit diesem Teil deutscher Geschichte zu befassen. Wenn Schüler*innen zum Beispiel lesen können, dass Gleichaltrige in den 1970er Jahren tatsächlich ins Gefängnis gekommen sind, nur weil sie ein Rolling Stones-Konzert hören wollten, mache das den Wert der Freiheit sehr deutlich.

Als „weißen Fleck“ orteten Ulle Schauws, Sylvia Löhrmann und Roland Jahn die Deutsche Kolonialgeschichte. Zu tun gibt es auf dem Feld der Erinnerungskultur also noch viel.