Zeitpolitik-Kongress – Zeit für echte Gleichberechtigung von Frauen und Männern

Warum nehmen überwiegend Frauen an dem Zeitpolitik-Kongress „Raus aus dem Hamsterrad“ teil? Die Antwort konnte der Workshop zur Gleichberechtigung geben: Zeitpolitik betrifft auf den verschiedensten Ebenen vor allem die Zeitressourcen von Frauen – sei es in der Sorge-Arbeit, Hausarbeit, Erwerbsarbeit oder der Freizeit.

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Zeitpolitik als Systemfrage

Die Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft sind leider so, dass sich viele ihre Zeit nicht so aufteilen können, wie sie es sich wünschen. und Rollenerwartungen tun ihr Übriges mit dazu. An der Zeitpolitik ist das Neue, dass wir die „privaten“ individuellen Empfindungen jetzt als Systemfrage betrachten. Es kann nicht nur um rein individuelle Lösungen gehen, sondern wir müssen Rahmenbedingungen verändern, damit eine private Aushandlung (also zwischen Paaren – ob hetero, lesbisch, schwul – egal) auf Augenhöhe möglich ist.

Zeitpolitik für eine Unabhängigkeit von Frauen und Müttern 

Besonders Eltern fühlen sich zunehmend in einer eng getakteten Mühle zwischen Kindern, Job, Familie und Haushalt „eingeklemmt“. Alternativen sind kaum in Sicht, insbesondere nicht für Mütter. Dass viele Mütter aufgrund unflexibler Betreuungszeiten in Kitas und Schulen und unflexiblen Arbeitszeitmodelle nach ihrer Elternzeit in die sogenannte kleine Teilzeit gehen oder die Erwerbstätigkeit später über einen Minijob aufnehmen ist ein logischer Schritt. Frauen treffen eine rationale Entscheidung, sie müssen dafür aber einen hohen Preis zahlen. Faktoren wie das Ehegattensplitting, die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen, die kostenlose Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse, Minijobs, kleine Teilzeit uvm. erschweren eine partnerschaftliche Aufteilung der Familien- und Erwerbsarbeit, weil sie widersprüchliche Anreize setzen. Über die Abschaffung dieser Fehlanreize werden wir weiter diskutieren. Denn sie gehen weiter zu Lasten der Eigenständigkeit von Frauen und fördern eine finanzielle Abhängigkeit.

Gerade das Modell der Teilzeit bleibt ein Problem für Frauen, siehe den Gender Pension Gap. Ein Modell der großen Teilzeit würde für beide Elternpaare hingegen mehr Chancen eröffnen. Männer sollten ihre Erwerbsarbeitszeit auch reduzieren können, wenn sie Familienzeit und eine partnerschaftliche Aufteilung anstreben. Frauen sollten dementsprechend einem höheren Erwerbsarbeitsvolumen nachgehen können.

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Unsere grüne feministische Zeitpolitik

Eine grüne feministische Zeitpolitik zielt darauf, Frauen und insbesondre Mütter zu bestärken, den Weg für Vereinbarkeit frei gehen zu können. Dies gilt für Väter gleich mit. Alle – unabhängig von ihrem Geschlecht – sollen das Lebensmodell leben können, das sie leben möchten.

Letztlich geht es auf der individuellen Ebene um Selbstbestimmung und Autonomie. Auf der politischen Ebene fordern wir Rahmenbedingungen, die die Selbstbestimmung von Frauen fördert. Daraus folgt: es geht um eine harte Umverteilung von Zeitressourcen. Frei nach dem alten feministischen Grundsatz: Das Private ist politisch!