Parlamentarischer Abend zum Internationalen Frauentag

Copyright: Kerstin Zillmer
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Anlässlich des Frauentags haben wir als Bundestagsfraktion zum Parlamentarischen Abend eingeladen. Katja Dörner, Renate Künast und ich sprachen mit aktiven Frauen aus Verbänden und der Politik zu den Themen Quote, Zeitpolitik und Sexismus und die Anforderungen an eine moderne Frauen- und Geschlechterpolitik. Mit Ines Pohl, einer der wenigen Chefredakteurinnen in Deutschland und Anna-Katharina Meßmer, Soziologin und Mitinitiatorin von #aufschrei haben wir den Abend zusätzlich durch zwei spannende Diskussionen über die feministische Gegenöffentlichkeit gefüllt. Es war ein spannender emotionaler Abend, der mir für meine weitere Arbeit viele gute Impulse gegeben hat.

Katja Dörner, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, sprach mit Ines Pohl, Chefredakteurinnen der taz. Für sie ist die Quote eine Frage der Gerechtigkeit. In der taz gibt es sie und zwingt die Chefredaktion dazu, gezielt nach Frauen für Positionen wie Ressortleitungen zu suchen. Frauen sieht Ines Pohl weder als die besseren Chefinnen noch die besseren Menschen, sondern plädierte für mehr Mischung, Diversity, Vielfalt. Zu Blogs, die auch in der taz gezielt eingesetzt werden, oder anderen Netzmedien, hatte Pohl durchaus zwiespältige Ansichten. Während sie schnell auch für von Mainstream-Medien vernachlässigte Themen in die Öffentlichkeit holen können, beinhalten sie auch das Risiko, eben zu schnell, zu ungeprüft, zu unkritisch zu agieren.

Ich griff diesen Aspekt im Gespräch mit Anna-Katharina Meßmer auf. Die Soziologin war eine der Mitinitiatorinnen von #aufschrei und schilderte, wie schnell sich die vielfältigen Beiträge, die sich mit Sexismus, aber auch mit Homophobie oder Rassismus beschäftigten, dann über die traditionellen Medien verengten. Diese fragten auch als Gesichter von #aufschrei am liebsten junge, „normschöne“, deutschstämmige Frauen an, andere Aspekte von Diskriminierung blieben außen vor. Anna-Katharina Meßmer schilderte beeindruckend, wie sie nach einer sexuellen Belästigung in der S-Bahn, die sie via Twitter öffentlich machte, einen „Mega-Shitstorm“ erlebte, in dem ihr Mord und Vergewaltigung in unglaublichen Formen angedroht wurde. Hier stellt sich die Frage, wie dagegen vorgegangen werden kann, ob es Rechtslücken gibt oder Anwendungsprobleme bei geltenden Gesetzen.

Im zweiten Teil des Abends diskutierte Renate Künast mit zahlreichen aktiven Frauen aus Verbänden und der Politik über die Vorhaben zur Einführung der Quote für Aufsichtsräte und der Überarbeitung des Bundesgremienbesetzungsgesetzes. Eine feste gesetzliche Quote für Aufsichtsräte wurde einhellig begrüßt. Jedoch gab es große Bedenken bei der Ausgestaltung dieser Quote. So ist der Anwendungsbereich im Vorschlag der Bundesregierung deutlich zu eng gefasst, nur wenige Unternehmen werden darunter fallen. Die Reform des Bundesgremienbesetzungsgesetzes ist überfällig, denn Unternehmen des Bundes beziehungsweise mit Bundesbeteiligung müssen mit gutem Beispiel vorangehen.

Auch über den Umgang mit Sexismus, gerade im Netz, habe ich mit Anna-Katharina Meßmer intensiv weiter gesprochen. Ein Problem stellt beispielsweise der Umgang der Polizei mit Gewaltandrohungen dar. Eine häufige Antwort lautet etwa „Dann löschen Sie doch Ihren account.“ Dabei kann die enorme Gewaltandrohung durchaus dazu führen, dass Frauen davon abgehalten werden, netzaktiv zu sein.

Auf großes Interesse stieß auch das Thema Zeitpolitik. Hier waren Katja Dörner und unser Gast Ines Pohl für Gespräche ansprechbar. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden kann. So diskutierten die Anwesenden darüber, wie eine Lohnersatzleistung ausgestaltet werden könnte, die es Eltern ermöglicht, ihre Arbeitszeit ohne größere finanzielle Einbußen zu reduzieren. Auch die Realisierbarkeit eines Rückkehrrechts auf Vollzeit wurde erörtert.

Copyright: Kerstin Zillmer
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