Gespräche zum Ergebnis vom Prognos Zukunftsatlas

Der Prognos Zukunftsatlas, in der u.a. die Frauenfreundlichkeit von Kommunen untersucht wurde, hatte im Mai 2016 in Krefeld für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Stadt sei seit 2004 im bundesweiten Ranking um 150 Plätze abgerutscht, so das Fazit. Für die Grünen Ratsfrauen und die frauenpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, die Krefelder Abgeordnete Ulle Schauws, war dieses Ergebnis Anlass, mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Krefeld, Heike Hinsen und Britta Bäcker, der Beauftragten der Arbeitsagentur für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und Weiterbildungskoordinatorin zu sprechen.

„Ohne die Studie im Detail prüfen zu können, wollen wir keine Bewertung vornehmen, geschweige denn, Schuldzuweisungen vornehmen,“ so die Grünen Politiker*innen. Ulle Schauws, Barbara Behr, Anja Cäsar und Heidi Matthias, Sprecherin der Ratsfraktion in Krefeld, ließen sich deshalb von der Gleichstellungsbeauftragten Heike Hinsen die Situation in Krefeld erläutern. Fakt sei, dass es in Krefeld eine große Gruppe von Frauen gibt, die sehr lange aus dem Erwerbsleben aussteigen. „Wir haben den Eindruck, dass es im Vergleich zu anderen Kommunen in Krefeld weniger finanziellen Druck gibt, zum Familieneinkommen beizutragen,“ vermuten die Expertinnen. So sei das Medianeinkommen, also die Summe aller Einkommen der Erwerbstätigen, in Krefeld deutlich höher als z.B. in Viersen. Da der Frauenanteil an den Erwerbstätigen gleichzeitig deutlich niedriger ist, ziehen die Fachfrauen den Schluss: „In Krefeld herrscht ein noch stark konservativ geprägtes Familien- und Rollenverständnis.“

Britta Bäcker ergänzte die aktuellen Maßnahmen, mit denen sie in Kooperation mit Gleichstellungsbeauftragter und Kompetenzzentrum Frau und Beruf versucht, mehr Frauen aus der „stillen Reserve“ zu locken. Um mehr Frauen zu erreichen hat die Arbeitsagentur verschiedene Werbemaßnahmen ergriffen, etwa Flyer in Arztpraxen und Kindergärten ausgelegt. Das Coaching-Projekt IMBSE richtet sich erfolgreich an die Gruppe der potenziellen Wiedereinsteigerinnen, aber „es gibt noch viel Luft nach oben“ so Bäcker.

Denn, so bedauern die Expertinnen und Politikerinnen gleichermaßen, das nüchterne Erwachen kommt für viele Frauen, die dieses Lebensmodell leben oft mit einer Trennung vom Partner oder spätestens mit dem Renteneintritt. Eine eigenständige Existenz ist für die meisten dann nicht möglich, der Abstieg in die Sozialleistungen oft unvermeidbar.

Am Ende des Gesprächs waren sich die Frauen einige, dass die Zusammenarbeit mit Unternehmen und die Förderung familienfreundlicher Arbeitsplätze in Krefeld ein wichtiges Thema bleibt, von dem die Attraktivität Krefelds sowohl als Wohn- als auch Wirtschaftsstandort maßgeblich abhängt. Aus diesem Grund hatte Ulle Schauws schon 2014 mit der Agentur über die Idee einer Veranstaltung gesprochen. Britta Bäcker hat dies nun in die Hand genommen und für den 14. Juli eine thematische Bustour mit Ulle Schauws organisiert. Ebenso werden Oberbürgermeister Frank Meyer, die Vorstandsvorsitzenden von SWK und Sparkasse teilnehmen. Die Bustour wird zu Unternehmen und dem Alexianer Krankenhaus führen.