Weltkulturerbe retten: UNESCO stärken, illegalen Handel mit Kulturgütern erschweren

Anlässlich der systematischen Zerstörung der syrischen antiken Stadt Palmyra durch ISIS erklären Claudia Roth, Sprecherin für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, und Ulle Schauws, Sprecherin für Kulturpolitik:

Die ISIS-Terroristen schlagen weiter ihre schreckliche Schneise der Brutalität und Zerstörung in weite Gebiete Syriens. Mit der jüngsten Zerstörung des Triumphbogens in Palmyra macht ISIS nicht nur eine 2000 Jahre alte Weltkulturerbestätte dem Erdboden gleich, sondern zerstört damit auch das gemeinsame kulturelle Erbe der Menschheit und ein Stück unserer gemeinsamen Identität. Das antike Palmyra, in dem einst verschiedene Kulturen friedlich zusammenlebten, droht mit der jüngsten Sprengung, nun restlos ausgelöscht zu werden.

In dieser Situation braucht es eine starke UNESCO. Bei ihrem Kampf um den Erhalt des Weltkulterbes muss die Organisation durch die Bundesregierung, gerade im Jahr ihrer Präsidentschaft, stärker unterstützt werden. Die Bundesregierung darf sich nicht mit dem Eintrag auf die rote Liste des gefährdeten Welterbes zufrieden geben. Stattdessen müssen Staaten, die sich nicht klar von den Zerstörungen und deren Verursachern distanzieren, deutlichem politischem Druck ausgesetzt werden.

Die ISIS-Terroristen finanzieren sich nicht zuletzt durch den systematischen Raub von Kulturgütern und deren Verkauf auch in europäische Länder. Gerade Deutschland steht hier in besonderer Verantwortung: Wegen der bisherigen laxen Gesetzgebung wurde die Bundesrepublik in den letzten Jahren zunehmend zum Umschlagplatz für geraubte Antiquitäten.

Umso dringlicher ist die Novellierung des Gesetzes zum Kulturgutschutz. Vor allem bessere Einfuhrkontrollen sind notwendig, damit geraubte Kulturgüter nicht mehr direkt von der Grenze in Auktionshäusern oder auf Ebay landen. Sicherlich lassen sich die internationalen Raubgrabungen durch nationale Gesetzgebung allein nicht stoppen, aber zumindest erschweren. Denn ohne eine ordentliche Gesetzgebung auf nationaler Ebene ist dem Problem nicht umfassend beizukommen. Wir erwarten deshalb von der Bundesregierung, dass das Gesetzesvorhaben zum Kulturgutschutz zügig umgesetzt wird.